Frieden schaffen mit Waffen
Nur wenn Waffen des Westens für Überlegenheit der Ukraine sorgen, wird Russland einlenken
Zum ukrainischen Nationalfeiertag haben das Land und auch seine Verbündeten eine beeindruckende Demonstration der Geschlossenheit abgelegt. Vom UN-Sicherheitsrat bis zu den Gedenkveranstaltungen in Kiew gibt es die eine simple Botschaft: Russland muss die Ukraine wieder verlassen.
Damit die Invasion rückgängig gerichtet werden kann, braucht es freilich mehr als die pathosgeladene Entschlossenheit unter wehenden Fahnen. Dieser Krieg wird, so simpel das klingt, noch immer an der Front gewonnen. Noch immer ist die Auseinandersetzung mit Russland im Kern militärischer Natur. Noch immer führt der aussichtsreichste Weg zum Frieden über den Rückzug der russischen Truppen.
Nur wenn die Aussichtslosigkeit der Invasion sichtbar und der politische wie ökonomische Preis für Russland zu hoch wird, wird es die Bereitschaft zu Waffenstillstandsverhandlungen geben. Deswegen ist es richtig, dass an diesem Nationalfeiertag die Hilfszusagen aus aller Welt vor allem in Form von Waffen und Munition eintreffen.
Die USA sagen eine Liefertranche im Wert von drei Milliarden Dollar zu. Selbst die für seine Zögerlichkeit viel gescholtene Bundesregierung legt nach. An diesem Donnerstag will sich der Kanzler bei der Ausbildung ukrainischer Soldaten zeigen. All dies verbaut nicht die Chance auf politische Gespräche, sondern wird sie erst ermöglichen.
Das militärische Patt in der Ostukraine führt zu einer trügerischen Ruhe. So wie seit vielen Jahren an der Demarkationslinie zu den besetzten Scheinrepubliken im Donbass nahezu täglich geschossen wurde, so gehen auch jetzt die Kämpfe weiter, auch wenn kaum Landgewinne verzeichnet werden.
Die militärischen Kräfteverhältnisse werden sich erst ändern, wenn die Ukraine moderne Raketenabwehrsysteme und die präzise Artillerie aus dem Westen einsetzen kann. Es sind die Verbündeten Kiews, die mit ihren Waffenlieferungen über das Ende des Kriegs entscheiden.
Dieser Beitrag ist ursprünglich erschienen in: Süddeutsche Zeitung, 24.8.2022 / Alle Rechte vorbehalten: Süddeutsche Zeitung GmbH, München