Kaminer in Zeiten von Corona
Wladimir Kaminer reitet die Coronawelle und erzählt ‚Geschichten aus dem neuen Deutschland‘
Heute wollen wir mal hören statt lesen. Denn Wladimir Kaminer erzählt „Geschichten aus dem neuen Deutschland“, und er liest sie selbst vor. Das klingt lustig, vor allem authetisch, wenn der in Moskau geborene Autor und Diskothekenbetreiber, der seit 1990 mit Familie in Berlin lebt, „Präsidient“ sagt oder „Super Sprieder“.
Kaminer spottet über leere Impfstellen in Russland, „russisches Roulette“ (so nannte eine Vertreterin der europäischen Zulassungsbehörde EMA den Gebrauch des russischen Impfstoffs Sputnik V),, den „Kampf der Impfstoffe“ und Sputnik-Trips nach Moskau für Westeuropäer. Er erkennt in Flüchtlingsströmen „moderne humanitäre Waffen“. Und auch er kennt einen Präsidenten, der als erfahrener Judokämpfer weltweit bekannt ist, und hat die Bilder gesehen, auf denen dessen „junge, kräftige Gegner reihenweise wir Strohsäcke zu Boden fielen, obwohl der Präsidient sie nicht einmal anfasste“.
Wladimir Kaminers Thema ist die Pandemie, die das Land im Würgegriff hat. Aber seine Gedanken schweifen glücklicherweise auch immer wieder ab. Und dann ist unüberhörbar: Seinem Humor hat das Virus nichts anhaben können.
Zum Beispiel: Der Kapitalismus sei ein System, sagt er, „das auf Ausbeutung und Versklavung aufgebaut ist, das Geld nur um des Geldes wegen produziert, und dem sich keiner entziehen kann. Es wird unter seiner eigenen Last, dem Elend, der Knechtung und Ausbeutung, die es hervorbringt, einstürzen und uns alle um die Bärte fliegen. Alle wissen das, alle nicken zustimmend – und machen trotzdem weiter.“ Selbst in Coronazeiten laute die wichtigste Frage: Wann können wir weitermachen wie bisher? PHK
Die Wellenreiter
Geschichten aus dem neuen Deutschland