Mord an Anna Politkowskaja

Die Reporterin wurde vor 15 Jahren in Moskau erschossen, viele Fragen blieben offen

Anna Politkowskaja
Ermordet in Moskau: die Journalistin Anna Politkowskaja

Es geschah am 7. Oktober 2006 in Moskau, und dass es Wladimir Putins Geburtstag war, sollte allerlei Spekulationen begründen und nähren. Die Reporterin Anna Stepanowna Politkowskaja, 48, stieg aus ihrem Auto, nahm ihre Einkaufstüten und fuhr mit dem Aufzug nach oben. Bevor sie ihre Wohnung erreichen konnte, schoss ihr jemand mit einer Makarow mehrere Kugeln in die Brust und in den Kopf.

Ein Geschenk für Putin? Gar ein Auftragsmord? Jedenfalls riefen Passanten, als der russische Präsident wenig später Dresden besuchte, ihm das Wort „Mörder“ hinterher.

Bekannt geworden war Politkowskaja, Tochter eines sowjetrussischen, bei den UN arbeitenden Diplomatenpaars ukrainischer Herkunft, durch kritische Bücher über „Putins Russland“ und Reportagen in der Zeitung Nowaja Gaseta über Korruption und den „schmutzigen Krieg“, Morde und Entführungen in Tschetschenien, in denen auch Ramsan Kadyrow („Stalin unserer Zeit“) eine Rolle spielte, seit 2007 Präsident der russischen Teilrepublik. Außerdem unterstützte sie tschetschenische Familien und Mütter getöteter russischer Soldaten.

Die Spur führte nach Tschetschenien. Es dauerte Jahre und mehrere Gerichtsverfahren, bis das Moskauer Stadtgericht fünf Tschetschenen verurteilte: Rustam Machmudow erhielt als unmittelbarer Täter eine lebenslange Haftstrafe, ebenso der als Organisator bezeichnete Mann, ein ehemaliger Moskauer Polizeioffizier. Auch zwei Machmudow-Brüder und deren Onkel mussten auf viele Jahre ins Straflager.

Alle behaupteten, unschuldig zu sein. Auch scheint es an einem Motiv zu mangeln – außer Geld; 150 000 US-Dollar sollen an die Tätergruppe geflossen sein. Die Hintergründe sind bis heute nicht aufgeklärt. Politkowskajas Sohn sagte: „Es bleiben viele Fragen zu den Drahtziehern.“

Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat Russland in einem Urteil 2018 vorgeworfen, der Pflicht nach Aufklärung der Hintergründe nicht ausreichend nachgekommen zu sein, und der Familie eine „Entschädigung“ von 20 000 Euro zugesprochen.  PHK

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