Putin

Putin, Sputnik, Schwarzes Meer

Wladimir Putin beantwortete in der TV-Sendung ‚Der direkte Draht‘ Fragen aus dem Volk

Ein Präsident stellt sich dem Volk: Putin beantwortet Fragen, begleitet von TV-Moderatorin Nailya Asker-Zade.

Der russischer Präsident Wladimir Putin hat am Mittwoch in der jährlichen Fernsehsendung „Der direkte Draht“ Fragen der Zuschauer beantwortet und dabei wie immer seine eigene Sicht auf viele Aspekte dargestellt. Vor allem hat er sein Publikum dazu aufgerufen, sich mit Sputnik V gegen Corona impfen zu lassen.

Laut der staatlichen russischen Presseagentur TASS dauerte die Sendung „drei Stunden 42 Minuten“. Putin beantwortete 70 Fragen. Er hat über den russischen Impfstoff gegen Corona gesprochen und über die Ukraine behauptet, dass Russen und Ukrainer ein Volk seien, über den britischen Zerstörer im Schwarzen Meer und ausländische soziale Netzwerke.

Die russischen Journalisten und Kritiker waren über die Sendung mit Putin alles andere als begeistert.

Putins Impfstoff: Sputnik V

Sich gegen Corona impfen zu lassen sei sinnvoll, sagte Putin am Anfang der Sendung. Er selbst wurde im Februar geimpft, aber erst jetzt nannte er seinen Impfstoff: Sputnik V. Damals war in Russland bereits ein zweiter Impfstoff zugelassen, und zwar EpiVacCorona, produziert vom bekannten sibirischen Forschungszentrum „Vektor“ in der Großstadt Nowosibirsk.

Warum er früher nicht gesagt hat, womit er geimpft wurde? Weil er darum „gebeten wurde“, die Marke des Impfstoffs nicht zu erwähnen, um „keine Konkurrenz“ zwischen Impfstoffen zu schaffen.

Die Verschwörungstheorien über Corona weist Putin ab, man solle nicht den Gerüchten glauben, sondern den Meinungen von Experten vertrauen.

Der Vorfall im Schwarzen Meer

Am 23. Juni ist nach Darstellung Russlands ein britisches Kriegsschiff in russische Gewässer eingedrungen. Es seien Warnschüsse abgegeben worden. Großbritannien wies beides zurück. Putin hält der Vorfall für „eine offensichtliche Provokation“.

„Zuerst war sie komplex und nicht nur von Briten, sondern von Amerikanern begonnen“, sagte er. Die Briten seien „in unsere Gewässer während des Tages“ eingedrungen. Aber schon am frühen Morgen um 7:30 Uhr sei „von einem NATO-Flughafen in Griechenland, in Kreta, glaube ich, ein amerikanisches Aufklärungsflugzeug“ gestartet, sagte Putin und nannte die Erkennungsnummer dieses Flugzeugs. Für ihn scheint klar zu sein: Die NATO-Alliierten versuchten, die russischen Antworten auf einen solchen Vorfall zu ergründen.

Außerdem, so Putin weiter, gebe es einen politischen Aspekt. Nach dem Treffen mit dem amerikanischen Präsidenten Joe Biden in Genf, so Putin, wollten die Alliierten klarstellen, dass sie „die Wahl der Bürger der Krim“, Russland beizutreten, nicht akzeptieren.

Ukraine: „Wir sind eins“

Bezüglich der Ukraine sagte Putin erneut: In seiner Vorstellung sind Russen und Ukrainer ein Volk. „Wir sind eins“, sprach der russischer Präsident. Und das sei für ihn wieder ganz offensichtlich.

Kritik von Medien an Putins Worten

Diesen letzten Punkt greift in seinem Beitrag für die russische Redaktion der Deutschen Welle Konstantin Eggert auf. „Über die Ukraine ist der russische Präsident bereit, endlos zu sprechen. Das ist das einzige Thema, was ihn ergreift.“ Nur der Zweite Weltkrieg sei damit vergleichbar, so Eggert. Putin spreche über den Mythos, dass „Russen und Ukrainer ein Volk sind“, und vergleicht das entweder mit „heimtückischen polnischen Imperialisten“ oder Österreich-Ungarn. Putin kehrt immer wieder zu diesem Thema zurück und macht „Fehler, die für einen Staatsmann dieses Niveaus beschämend sind“, schreibt Eggert.

Alexander Golz vergleicht die Sendung mit einem Unterhaltungsshow mit Preisen und Gewinnen, bei der Putin als Moderator auftritt und verspricht, die Probleme der Bürger aus unterschiedlichen Regionen Russlands entweder unter Kontrolle zu nehmen oder zu lösen. In Wirklichkeit meldeten sich viele Bürger, die über finanzielle Probleme oder andere Schwierigkeiten klagten. Eine neue Runde dieser „Magie“ Putins wurde, so Golz, den Bürger am Ende der politischen Saison vorgestellt, damit sie sich vor den Parlamentswahlen an die guten Taten von Putin erinnern können.

Für Kirill Martynow von der Nowaja Gaseta ist klar: „Der direkte Draht“ ist das einzige Format in Russland, bei dem die Bevölkerung und die Macht etwas über die Stimmung der anderen erfahren können. Russland könne zum ersten Land der Welt werden, in dem „öffentliche Politik und Regierung im Format einer Fernsehshow durchgeführt wird“.

Die Nutzer von Social Media waren noch von einer „Kleinigkeit“ überrascht. Als eine der Moderatorinnen vorgeschlug, eine Frage aus der Stadt Troitsk zu beantworten, fragte Putin: „Troitsk? Wo ist das?“ Troitsk gehört zum Großgebiet Moskau.

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