Scherbakowa: ‚Unerwartet kam das nicht‘

Irina Scherbakowa im Podcast von Memorial Deutschland: „absolute Machtwillkür“

Irina Scherbakowa
Der Angriff gegen Memorial sei eine politische Entscheidung, sagt Irina Scherbakowa.

Unerwartet sei diese Attacke nicht gekommen, sagt Irina Scherbakowa im Podcast von Memorial Deutschland über die von der Generalstaatsanwaltschaft betriebenen Auflösung der Menschenrechtsorganisation Memorial. Ständig seien in den Staatsmedien „diffamierende Reportagen und Lügen“ über die NGO erschienen, die Attacken seit 2016 immer aggressiver geworden. Unerwartet sei das alles nicht gekommen. „Unerwartet war, dass es zur sofortigen Liquidierung kommt.“

Das Gesetz gegen „ausländische Agenten“, dem auch Memorial zum Opfer zu fallen droht, sei ein „absurdes Gesetz“. Es werde benutzt zum Schlag gegen unabhängige Strukturen in Russland und verbreite bei engagierten Menschen Angst.

Der Angriff gegen Memorial sei eine „politische Entscheidung“. Deshalb seien die Chancen, Memorial am 25. November vor dem Obersten Gericht zu verteidigen, „sehr gering“.

Die Attacke nennt sie auch ein „Signal für den Westen“ und die Unterstützer von dort. Und alle Welt müsse nun anerkennen, wovor Memorial seit Jahren warnte: „Wir sind jetzt in einem Staat, wo es absolut kein Recht gibt. Wir sind durch nichts geschützt. Die Macht kann mit uns machen, was sie will.“ Die „absolute Machtwillkür“, die „Geiselnahme“, vergleicht Scherbakowa mit dem Geschehen in der Stalinzeit.

Dennoch nennt sie diese Aktion der Generalstaatsanwaltschaft „Signal“, sieht aber noch nicht den Höhepunkt. Für die Menschen von Memorial gelte: „Wir hatten geglaubt, wir wären am Boden angekommen. Aber da hat es von unten geklopft.“  PHK

Hören sie den ganzen Podcast auf der Webseite von Memorial Deutschland.

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