KARENINA: Wir verabschieden uns

Mangels finanzieller Unterstützung muss KARENINA die Arbeit leider einstellen

von Johann Michael Möller und Peter Köpf
KARENINA sagt Good bye

Im vorigen Sommer hat die Redaktion von KARENINA einen Hilferuf abgesetzt. Ohne weitere finanzielle Unterstützung, so schrieben wir damals unseren Lesern und Nutzern, werden wir unsere Arbeit demnächst einstellen müssen. Wir haben trotzdem bis heute durchgehalten. Die meisten Autoren und die Redaktion haben aus Überzeugung und ohne Honorar gearbeitet. Nun geht es nicht mehr. Ehrenamtlich ist solch ein ambitioniertes Projekt nicht fortzuführen.

Trotz aller Anstrengungen, trotz unzähliger Gespräche mit potenziellen Förderern und trotz großen Zuspruchs ist es uns leider nicht gelungen, unsere Plattform auf eine verlässliche finanzielle Basis zu stellen. Unser Versuch, die Verbindungen nach Russland und Osteuropa auch in diesen Kriegszeiten nicht abreißen zu lassen und einer engagierten kritischen Öffentlichkeit einen unabhängigen publizistischen Raum zu geben, findet offenbar keine Unterstützung mehr, politisch nicht, aber auch nicht finanziell.

Damit endet unser Versuch, eine Plattform zu schaffen, die allein der Idee des freien Meinungsaustauschs und der unabhängigen Information verpflichtet war. Dass uns das sehr passabel gelungen ist, wurde uns in den zurückliegenden Monaten immer wieder bestätigt. Wir galten als eines der wenigen Formate, das für den freien Austausch mit der verstummten russischen Zivilgesellschaft noch zur Verfügung stand.

Auch unsere Pläne, unseren Fokus auf ganz Osteuropa zu erweitern, wurden Makulatur. Die entscheidenden Signale aus dem öffentlichen Raum, die unsere Arbeit hätten erleichtern können, sind leider ausgeblieben.

Wir bedauern das und wollen auch nicht verleugnen, wie ratlos uns eine politische Verantwortungsebene in der Bundesregierung zurücklässt, die uns zwar immer wieder ermuntert hat, in unseren publizistischen Anstrengungen nicht nachzulassen, am Ende aber den bitteren Realitäten, die der brutale russische Angriffskrieg auf die Ukraine geschaffen hat, keine publizistische Perspektive entgegenzusetzen hatte.

KARENINA wird in den nächsten Tagen die Arbeit weitestgehend einstellen müssen, bleibt aber für dieses Jahr als Domain noch rechtlich bestehen. Die Plattform könnte in diesem Zeitraum ihre Arbeit wieder aufnehmen, auch wenn wir nicht davon ausgehen können, dass die Umstände, denen nun auch KARENINA zum Opfer fällt, sich in naher Zukunft entscheidend verändern werden.

So bleibt nur die Rückschau auf ein kleines Stück des gemeinsamen Wegs mit unseren Lesern, Nutzern, Autoren und Mitstreitern im Petersburger Dialog, der uns zumindest zu der Erkenntnis geführt hat, dass es in Ost wie West doch eine nicht geringe Zahl Menschen gibt, die sich mit der gegenwärtigen Situation und der Sprachlosigkeit darüber nicht abfinden wollen.

Ihnen allen gilt unser ganz persönlicher Dank!

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