Ukraine: Russland wird’s gewesen sein

Egal wer losschlägt, Russland wird als Aggressor bezeichnet, schreibt Alexander Baunov auf Carnegie Moscow

Carnegie Moscow Baunov über die Lage der Ukraine

Alexander Baunov sieht zwei Szenarien eines Kriegs in der (Ost-)Ukraine: Russland marschiert ein. Oder die Ukraine unternimmt den Versuch, „den Donbass gewaltsam zurückzuerobern“. Das allerdings hätte unweigerlich die Invasion Russlands in die Ukraine zur Folge. Das Ergebnis für Russland wäre dasselbe: Russland würde im Westen als Aggressor bezeichnet.

„Selbst wenn Russland nur auf Maßnahmen der Ukraine reagierte, würde dies dennoch als Invasion gewerte werden“, schreibt der Chefredakteur von carnegie.ru (Russisch und Englisch). „Es wäre ein langwieriger und schwieriger Prozess, festzustellen, wie verhältnismäßig eine Reaktion auf die Anwendung von Gewalt war.“

Dieses Szenario erinnere Russland „lebhaft an den Versuch Georgiens, 2008 die Kontrolle über Südossetien zurückzuerlangen, was durch die russische Intervention vereitelt wurde“. Inzwischen sei Georgiens aktive Rolle bei den Ereignissen des Sechstagekriegs viel klarer (er nennt Wikileaks und den Bericht von Heidi Tagliavini, in dem festgestellt wird, dass Georgien den Krieg begonnen hat, gleichzeitig das Vorgehen Russlands als „unverhältnismäßig“ bezeichnet wird). Dennoch werde dieser Krieg „immer noch allgemein als Beispiel für russische Aggression und Besatzung genannt“, weil das umkämpfte Gebiet international als Teil Georgiens anerkannt war. Der Angriff auf Südossetien gelte noch immer als „gezielte Provokation durch Separatisten und Moskau“.

Der Westen sehe die Lage in der Ostukraine ähnlich. Viele in Moskau dagegen betrachten das „als Angriff der Kiewer Behörden auf die Integrität der ethnischen Russen“.

Die größte Angst von Russlands Führung sei drei Jahrzehnte lang gewesen, dass die Ukraine (und Weißrussland) der Nato beitreten könnten und damit die westliche militärische Infrastruktur bis an die Grenzen Russlands verlegt würden. Nun stelle sich heraus, dass das auch ohne die Nato geschehen könne: „Ein bedrücktes Land, das seine ganze Identität auf der Ablehnung alles Russischen aufbaut, lässt sich viel leichter in ein befestigtes Gebiet an der russischen Grenze verwandeln als ein Land, das durch Nato-Anweisungen eingeengt wird.“ Mangels Sicherheitsgarantien eines Blocks „wird dieses Land im Handumdrehen bereit sein, ausländische Flugzeuge, Schiffe und Truppen aufzunehmen und seine eigene Armee auszurüsten, die aus Angst losschlägt“.  PHK

Nichts verpassen!

Tragen Sie sich hier ein für unseren wöchentlichen Newsletter: