Medwedews Angst: Niederlage in der Ukraine

Ulrich Reitz über einen Satz von Dmitri Medwedew und was er bedeutet, Focus 3.3.2023

von KARENINA
Medwedew Krieg Focus online

Ulrich Reitz ist ein Satz von Dmitri Medwedew aufgefallen, „der viel wichtiger ist als das Atom-Gedrohe“. Er lautet: „Wenn Russland die militärische Spezialoperation beendet ohne einen Sieg, dann wird es Russland nicht mehr geben, es wird in Teile zerrissen.“ Für Reitz bedeutet dies „dass Russland den Ukraine-Krieg nicht nur führt, um noch größer zu werden. Sondern zuallererst, um das Land zusammenzuhalten.“ Reitz schließt daraus, „dass Russland eine fragile Veranstaltung ist, vielleicht sogar verletzlicher als die Ukraine, die spätestens über Russlands Angriff zur geeinten Nation geworden ist“. Medwedews Satz sei „ein völlig überraschendes Eingeständnis von Schwäche“.

Dass Medwedew zuletzt als „Scharfmacher“ aufgefallen sei, mache seine Worte „umso glaubwürdiger“. Aber welche Folgen könnten Medwedews Erkenntnisse haben?

Reitz greift auf Henry Kissinger zurück, der sich mit diesem Szenario beschäftigt habe und warne: „Weil Bürgerkriege die Folgen sein könnten, jedenfalls zunehmende Instabilität; und Kissinger hat es als Konservativer gerne stabil, weil berechenbar.“ Aber Reitz wiest auf „die Fliehkräfte innerhalb des russischen Staats und seiner Gesellschaft“ hin, auf „den unfassbaren Abstand zwischen Arm und Reich, Stadt und Land. Die Korruption, die zu einem Wesensmerkmal Russlands geworden ist, einschließlich einer kleptokratischen Klasse mit ihren Villen im Westen – Putins Chefpropagandist, der TV-Star Wladimir Solowjow, besitzt eine am Comer See“.

Russlands Geschichte, „Ergebnis seiner imperialistischen Geschichte – also von Gewalt“, könne nun dazu führen, dass der „Vielvölkerstaat“ weitere nach Unabhängigkeit strebende Landesteile nicht mehr halten kann. „Dann könnte, so Medwedews düstere Prophezeiung, Russland tatsächlich auseinanderfallen.“ Das Zerbrechen des Sowjetimperiums wäre dann, so Reitz, „nur der Anfang gewesen von einer Imperiums-Implosion“. Reitz‘ Schluss: „Imperien kommen, Imperien gehen. Käme es so, wäre der Ukraine-Krieg der Sargnagel Russlands gewesen.“

Wieso aber ist das eine „düstere Prophezeiung“? Und was bedeutete das für den sogenannten Westen? Worin liegt der Grund für eine „Warnung“? Wenn Reitz keine möglichen Gefahren für den Westen nennen kann, müsste er dann nicht von Hoffnung sprechen?  PHK

Nichts verpassen!

Tragen Sie sich hier ein für unseren wöchentlichen Newsletter: