„Keine Angst vor Putins Untergang“
Kasparow, Chodorkowski: Putin wird stürzen, wenn der Westen Kurs hält, Foreign Affairs 20.1.2023
„Die Vereinigten Staaten dürfen nicht zulassen, dass ihre Ängste den Hoffnungen der Ukraine im Wege stehen“, schreiben der ehemalige Schachmeister Garri Kasparow und der ehemalige russische Oppositionelle und politische Häftling Michail Chodorkowski in Foreign Affairs. „Wenn der Westen hartnäckig bleibt, wird Putins Regime wahrscheinlich in naher Zukunft zusammenbrechen.“ 2023 sei ein entscheidendes Jahr.
Noch aber wehrten sich einige der wichtigsten Partner der Ukraine, Kiew mit den Waffen zu beliefern, die es für den K.o.-Schlag braucht. „Vor allem die Regierung von US-Präsident Joe Biden scheint Angst vor dem Chaos zu haben, das mit einer entscheidenden Kreml-Niederlage einhergehen könnte.“
Putins Ende würde Russland tatsächlich radikal verändern, schreiben die beiden Putin-Opponenten im Exil. Jedoch nicht im befürchteten Sinn einer Destabilisierung der ganzen Region, vielmehr „würde ein ukrainischer Sieg eine mächtige revanchistische Kraft eliminieren und der Sache der Demokratie weltweit Auftrieb geben“.
Pro-Demokratische Russen – zu denen sich die beiden Autoren zählen – planten für den Tag nach Putin. Ihr „Russian Action Committee“, von Oppositionellen im Exil im Mai 2022 gegründet, solle sicherstellen, „dass die Ukraine für den durch Putins Aggression verursachten Schaden gerecht entschädigt wird, dass alle Kriegsverbrecher zur Rechenschaft gezogen werden und dass Russland von einer Schurkendiktatur in eine parlamentarische Bundesrepublik umgewandelt wird“.
Die Zeit sei „reif für einen Übergang zur Demokratie und eine Machtübertragung auf die regionalen Ebenen“. Deshalb sagen sie: „Das drohende Ende von Putins Herrschaft muss also nicht befürchtet werden; es sollte mit offenen Armen empfangen werden.“ Dazu müsse Putin militärisch geschlagen werden, um seine „Aura der Unbesiegbarkeit“ zu zerstreuen.
Was fürchtet Biden?
Kasparow und Chodorkowski glauben, die Regierung Biden fürchte, „dass Putins Sturz den Zusammenbruch Russlands auslösen, den nuklear bewaffneten Staat ins Chaos stürzen und möglicherweise China stärken könnte“. Sie halten diese Sorgen für übertrieben.
Vielmehr hätten die Russen nach Putins Sturz die Wahl, ein Vasall Chinas zu werden oder die Reintegration mit Europa zu beginnen. „Für die Mehrheit der Russen wäre die Wahl zugunsten von Frieden, Freiheit und Wohlstand nächstliegend.“
Vision des „Russian Action Committee“ sei eine parlamentarische Republik und ein Bundesstaat, der „mit den Westmächten kooperiert, deren Zusammenarbeit die neue russische Regierung zur Stabilisierung der Wirtschaft benötigen wird“, und die Grenzen der Ukraine von 1991 anerkennt. Resümee der Autoren: „Biden kann das Blatt zugunsten Kiews wenden, indem er seine Unterstützungsversprechen mit der Lieferung von Panzern und Langstreckenwaffen untermauert.“ PHK
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