Eine ukrainische Nation? Unmöglich

Raúl Sánchez Cedillo: „Ein weltweites Kriegsregime droht“, medico international, Dezember 2022

von KARENINA
medico international zur Ukraine

Damit kein Zweifel aufkommt: Putin ist schrecklich, sagt der spanische Philosoph und Aktivist Raúl Sánchez Cedillo. „Er ist ein reaktionärer, rechtsextremer, homophober, antikommunistischer Oligarch.“ Alle Parteien in der Duma seien sich über diesen Krieg einig, die gesamte politische Klasse und wichtige Teile der Gesellschaft stünden hinter diesem Krieg. „Das ganze Narrativ darüber, dass Putin isoliert sei und von der Elite entmachtet werden wird, ist vollkommener Unsinn.“

Allerdings sei sein Regime und zuvor das von Jelzin sei lange von den westlichen Mächten unterstützt worden – „gegen eine mögliche sowjetische Restauration. Lange Zeit hat der Westen also ein panrussisches, autoritäres Regime der Oligarchen gutgeheißen. Jelzin und Putin führten bereits ein neoimperiales Regime an. Diese Entwicklung hat sich beständig selbst verstärkt.“

Der Autor von „Dieser Krieg endet nicht in der Ukraine“ beklagt eine Renationalisierung der Politik in ganz Europa. „Die Idee eines gemeinsamen Europas, geprägt von den west- und osteuropäischen Erfahrungen, das soziale Bewegungen und gemeinsame Kämpfe gegen die Prekarität der Arbeit, für Bewegungsfreiheit und für ein gemeinsames föderatives Wohlfahrtssystem mitgestalten, löste sich in Luft auf.“

Dass die Linke sich so geschlossen und bedingungslos auf die Seite der Nato stellt, verwundert ihn ebenso wie die Hoffnung, gemeinsam mit der Nato Putin und gleichzeitig die ukrainische Oligarchie vertreiben zu können. „Die Neoliberalisierung und die Deregulierung der Ukraine ist seit dem Maidan ein fortlaufender Prozess. Nichts spricht dafür, dass der durch den Krieg gestoppt wird.“

Er hält nicht für möglich, was gerade von allen Seiten prophezeit wird: „dass jetzt eine ukrainische Nation entsteht, die sich vom russischen Einfluss befreit und den Westen umarmt. Das ist angesichts der linguistischen, historischen und kulturellen Geschichte der Ukraine einfach nicht möglich.“ Gelingen könne das allenfalls „durch einen sehr schrecklichen Krieg, in dem ethnische Säuberungen und die Unterdrückung von Minderheiten stattfinden. Dieser Krieg zur Nationenbildung der Ukraine wird niemals enden. Die Frustrationen der russischsprachigen Bevölkerung werden zunehmen. Man kann mit einem solchen aggressiven Nationalismus keinen Staat bauen.“  PHK

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