Selenskys Geschenk an Putin
Um einen Atomkrieg zu verhindern, fordert Ukraines Präsident in einer Rede Präventivschläge gegen Russland
Ein schöneres Geburtstagsgeschenk hätte Ukraines Präsident Selensky dem Angriffskrieger Wladimir Putin gar nicht schicken können: Um einen russischen Atomwaffeneinsatz zu verhindern, forderte Selensky bei einem Auftritt in Sydney von der Nato Präventivschläge, „damit sie wissen, was ihnen blüht, wenn sie sie anwenden“.
Was die Deutsche Presseagentur am 6. Oktober meldete, schlug sich tags darauf wenigstens in der Frankfurter Allgemeine und in der Berliner Zeitung nieder.
Ein Sprecher betonte zwar umgehend, Selenskys Forderung sei falsch verstanden worden. Aber wer will behaupten, da sei noch etwas zu retten?
Welch ein Steilpass für Putin: „Die Erklärungen Selenskys sind nichts anderes als ein Aufruf zum Beginn des Dritten Weltkriegs mit unvorhersehbaren schrecklichen Folgen“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow.
Man kann derartige Ausbrüche verstehen – wenn jemand von der Straße in bedrängter Lage so etwas verlangt, wenn ihm oder ihr überraschend ein Mikrofon vor die Nase gehalten wird. Aber Verständnis muss dafür niemand haben, wenn der Präsident eines Staats, der in die Europäische Union strebt, so etwas in einem Vortrag äußert.
Selenskys Einlassung ist ein unentschuldbarer Kontrollverlust. Und nicht Russland muss darüber entsetzt sein, wie es in der Unterzeile der Berliner Zeitung heißt. Entsetzt sein müssen die Verbündeten der Ukraine. Denn Putin wird die Vorlage nutzen und kann seinen Leuten sagen, was er schon immer gesagt hatte: Der Westen, dessen williger Vollstrecker Selensky sei, will Russland zerstören.