Außenpolitik muss draußen bleiben
Das Triell hat keine Zeit für Internationales, es geht um die Verteilung des Wohlstands
Deutschland kreist mal wieder um sich selbst. Zwei Wochen vor den Bundestagswahlen beschäftigte sich das sogenannte Triell ausschließlich mit innenpolitischen Fragen. Das Desaster in Afghanistan? Chinas selbstbewusstes Vorwärtsdrängen? Amerikas pivot nach – ja, wohin eigentlich? Welche Folgen hat der scheinbare Rückzug der USA auf sich selbst für die europäische Sicherheitspolitik? Und wie soll es weitergehen mit Russland?
Alles kein Thema für Moderation und Kandidaten. Es ging um Steuern, Strom und (rote) Socken, um Corona, Klima, Koalitionen, um Miete, Maaßen, Mindestlohn. Klar, alles wichtige Fragen.
Außenpolitik, so scheint’s, muss draußen bleiben, wenn’s ums persönliche Wohlbefinden geht.
Aber es kommt auch darauf an, wer die Welt künftig zusammenhält. Oder ob die Welt in Stücke fällt. Was international auf uns zukommt, kann das Wohlbefinden ganz existenziell gefährden.
Und Russland? Wie soll es damit weitergehen? Klare Kante oder Dialog? Wie wollen die künftigen Regierenden mit dem großen östlichen Nachbarn umgehen? Auch auf diese Frage dürfen die Menschen Antworten erwarten. Die gab’s aber nicht.
Bleibt die Option, die Parteiprogramme zu lesen. KARENINA hat es getan und liefert einen Überblick.
Besser gewesen wäre der Streit vor den Kameras, die Auseinandersetzung. Hoffentlich findet Außenpolitik beim dritten Triell endlich einen angemessenen Raum.