Russlands Verletzlichkeit überschätzt
Die Chefvolkswirtin der Helaba kritisiert Russland-Sanktionen, Frankfurter Allgemeine, 27.7.2022
Der Krieg in der Ukraine könne mit Sanktionen gegen Russland nicht gewonnen werden, schreibt die Chefvolkswirtin der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba), Gertrud Traud in ihrem neuesten Newsletter „Vertrau(d)lich“, aus dem die FAZ zitiert. Die Auswirkungen des Kriegs und der Sanktionen auf die russische Wirtschaft seien deutlich geringer als zunächst erwartet. Aber sie schadeten Deutschland und der ganzen Welt mehr als dem Land, gegen das sie gerichtet sind.
Russland sei gut auf den Krieg vorbereitet gewesen, „in der Welt weniger isoliert als erhofft“ und die Industrieproduktion sei im April „zwar eingebrochen, aber nicht so stark wie in der globalen Finanzkrise 2009“. Außerdem habe die Verknappung von Importgütern Russland „nicht so destabilisiert wie erwartet, vielmehr habe sich die ‚Pro-Putin-Stimmung‘ noch verstärkt“. Und der Handel mit anderen Ländern nehme zu. Trauds Fazit: „Der Westen hat die Verletzlichkeit Russlands über- und die Bedeutung seiner Rohstoffe für die Welt unterschätzt.“ PHK