Biden will Putin nicht provozieren

David Sanger et al.: Warum die US-Regierung zögert, der Ukraine potentere Waffen zu geben, New York Times 17.9.2022

von KARENINA
New York Times: Warum Biden bei Waffen für Ukraine zögert

US-Präsident Biden zögert, der Ukraine ein potenteres Raketensystem mit größerer Reichweite (ATACMS) zu schicken, das auch Gebiete weit in russischem Territorium erreichen könnte. Vier US-amerikanische Sicherheitsexperten der New York Times (David E. Sanger, Anton Troianovski, Julian E. Barnes und Eric Schmitt) diskutieren die Gründe.

Biden habe bisher, wie er meint, Putin erfolgreich signalisiert, dass er keinen größeren Krieg mit den Russen möchte, schreiben sie. Er wolle sie nur aus der Ukraine drängen. Die aktuellen militärischen Erfolge könnten dazu führen, dass Russland sich in eine Ecke gedrängt fühlt.

Putins derzeitigen Probleme machten die Entscheidung über Waffen mit größerer Reichweite besonders schwierig. Putin könnte das als große Provokation werten, weil damit ein Angriff auf die Krim möglich wäre. „Wir versuchen, den Dritten Weltkrieg zu vermeiden“, hat Biden mehrfach erklärt.

Laut Sanger und Co scheinen Pentagon und amerikanische Geheimdienste „besorgter denn je, dass Herr Putin den Krieg eskalieren könnte, um seinen demütigenden Rückzug zu kompensieren“. Es gebe düstere Optionen, welcher Art diese Eskalation sein könnten: willkürlichere Bombardierung ukrainischer Städte, eine Kampagne zur Tötung hochrangiger ukrainischer Führer oder ein Angriff auf Versorgungszentren außerhalb der Ukraine – in Nato-Ländern wie Polen und Rumänien, über die große Mengen militärisches Material in die Ukraine kommen. Für einen Einsatz von taktischen Atomwaffen scheint es bisher keine Hinweise zu geben.

Die Autoren berichten aber auch von Stimmen, die meinen, Bidens Regierung sei „übermäßig vorsichtig, wenn sie der Ukraine zusätzliche fortschrittliche Waffen verweigern“. Die bisherige Militärhilfe des Westens habe der Ukraine zwar ausgereicht, um im Kampf zu bleiben, aber nicht zu gewinnen.Dass eine potenzielle Eskalation ein Problem sein könnte, scheint allen Gesprächspartnern der New York Times bewusst zu sein. Aber die Ukraine müsse Russland weiter zurückdrängen, um eine bessere Verhandlungsposition zu bekommen.  PHK

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