Streiten über Russland, nicht zanken
ZEITonline-Podcast: Martin Hoffmann und Dieter Dombrowski ringen um den adäquaten Umgang mit Russland
Die ZEIT hat ein neues Format, das geeignet ist, den polarisierenden Zeitgeist zu vertreiben. Ziel ist es, zwei Menschen an einen Tisch zu bringen, die über ein Thema gänzlich abweichende Meinung vertreten. Sie sollen in Dialog treten, zivilisiert diskutieren. Es ist ein Podcast, der den Titel trägt: „Warum denken Sie das?“
In der jüngsten Ausgabe ist Russland das Thema, die Frage, ob man auf Russland zugehen solle. Gestritten, aber nicht gezankt, haben Martin Hoffmann, Vorstandsmitglied des Deutsch-Russischen Forums und Geschäftsführer des Petersburger Dialogs, und der DDR-Dissident Dieter Dombrowski.
Der eine will im Streit um die richtige Russlandpolitik, dass die russische Perspektive mehr beachtet wird. Er glaubt, dass es zwei komplett unterschiedliche Narrative gibt, die beide in sich geschlossen seien. Hoffmann: „Es gibt nicht die eine objektive Wahrheit.“ Und plädiert für mehr Verständnis und Verständigung.
Der andere tritt für einen harten Kurs gegen Russland ein. Die Sowjetunion war für ihn das „Reich des Bösen“, und Dombrowski meint, das habe sich nach dem Fall der Mauer eher verstärkt. Er sagt: „Das jetzige Russland setzt seine Interessen ohne zu zögern mit Gewalt um.“ Putin habe eine „Rummelboxermentalität“.
Das Besondere an dem Podcast ist, dass Jana Simon und Philip Faigle die Protagonisten besuchen, ihre Biografien und ihre Positionen ausführlich vorstellen, und sie erst danach „aufeinander loslassen“. Ein leises Format, nachdenklich, erkenntnisbringend, lehrreich. Hören Sie rein. Es lohnt sich. PHK