Moldowa: Gasdeal ohne politische Bedingungen

Wie der Vertrag zustande kam und was er für Europa bedeutet, Carnegie Moscow Center, 5.11.2021

Anders als vielfach behauptet sei die Einigung im Gasstreit zwischen Moldowa und Russland (Moldovagaz und Gazprom) nicht an politische Bedingungen geknüpft. Das schreibt Katja Yafimava in Übereinstimmung mit Aussagen von Präsidentin Maia Sandu und Vizepremier Andrei Spinu.

Moldovagaz importiert hundert Prozent seines Gasbedarfs von Gazprom. Gazprom gehört die Hälfte des Unternehmens, Moldawien 36,6 und Transnistrien 13,4 Prozent, schreibt die Wissenschaftlerin des Oxford Institute for Energy Studies. Der Erdgaspreis betrug 2020 durchschnittlich 148 Dollar pro tausend Kubikmeter. Moldowas Schulden an Gazprom standen im Oktober bei 709 Millionen Dollar, was die Regierung in der Höhe allerdings anzweifelt.

Als der alte Vertrag Ende September auslief, war der Gaspreis an den Börsen auf 550 Dollar gestiegen – und stieg weiter. Nachdem Preisverhandlungen für einen neuen Vertrag keine Einigung ergaben, forderte Moldowa öffentlich die Verlängerung des alten, günstigen Vertrags. Dazu kam es nicht, Moldowa befürchtete einen kalten Winter.

Erst Ende Oktober gelang der Abschluss eines neuen Vertrags mit fünf Jahren Laufzeit. Im November muss Moldovagaz 450 Dollar pro Kubikmeter Erdgas bezahlen, 60 Prozent unter dem derzeitigen europäischen Marktpreis und 40 Prozent unter dem Preis, den Moldovagaz zuletzt an Gazprom bezahlen musste. Das liegt daran, dass der Preis nun zu 70 Prozent an den Ölpreis und zu 30 Prozent an den Erdgaspreis gekoppelt ist.

An diesen vergleichsweise günstigen Preis seien keine politischen Forderungen von russischer Seite gebunden, stellt Yafimava klar. Die Krise in Moldowa habe aber gezeigt, dass „kein europäischer Anbieter Gas günstiger als der Börsenpreis verkaufen wird“. Außerdem könnten alle Länder sicher sein, dass der Gazprom-Preis nicht über dem von europäischen Börsen festgesetzten liegen wird. Der Gazprom-Preis könne aber niedriger sein, so Yafimava, „was Gazprom zu einem bevorzugten Lieferanten von Staaten mit schwächerer Wirtschaft machen könnte“.

Die anhaltende europäische Gasversorgungskrise habe die Grenzen der Diversifizierungsbemühungen der EU offengelegt. Das anzuerkennen sei wichtig. Länder mit gemeinsamer EU-Russland-Nachbarschaft müssten nun ermutigt werden, „Gasmärkte zu schaffen, auf denen sowohl Gazprom- als auch Nicht-Gazprom-Exporteure konkurrieren können“.  PHK

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