Andrij Melnyk: Der undiplomatische Diplomat
Heribert Prantl über Ukraines Botschafter in Berlin, Süddeutsche Zeitung, 3.4.2022
Der ukrainische Botschafter in Berlin, Andrij Melnyk, ist ein „ein diplomatischer Trampel“, urteilt Heribert Prantl in der Süddeutschen Zeitung. Er lege „auf die diplomatische Rede keinen Wert“. Nicht einmal gegenüber dem Bundespräsidenten.
„Dass den Grimm über seine Rüpelhaftigkeit nicht über kurz oder lang vielleicht auch ukrainische Flüchtlinge ausbaden müssen“, will Prantl hoffen. Es sei „eindrucksvoll, wie die Flüchtlinge aus der Ukraine willkommen geheißen werden“, schreibt er. „Diese Humanität sollte sich jedenfalls von einem undiplomatischen Diplomaten nicht irritieren lassen.“
Melnyk und sein „Held“ Bandera
Prantl ist auch irritiert vom Besuch des Botschafters am Grab des ukrainischen Partisanenführer und Nazi-Kollaborateurs Stepan Bandera im Jahr 2015 auf dem Münchner Waldfriedhof. Melnyk habe dort Blumen niedergelegt und erklärt, Bandera sei „unser Held“.
Bandera saß wegen des Mords am polnischen Innenminister Pieracki am 15. Juni 1934 bis zum Berginn des Zweiten Weltkriegs in Haft und führte 1940 den radikal antisemitischen Flügel der Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN) an. Die OUN war nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht in Lemberg/Lwiw an Pogromen gegen Juden beteiligt. Im Westen der Ukraine stehen viele Denkmäler Banderas.
Die Ukraine habe da noch etwas aufzuarbeiten, legt Prantl nahe. Zumal Putin den Bandera-Kult ausnützt, um die ukrainische Politik pauschal als faschistisch zu verdammen. PHK