Hausarrest für Marina Owsjannikowa

Wegen „Falschinformationen“: Die Journalistin Marina Owsjannikowa muss noch mit einer jahrelangen Haftstrafe rechnen

von KARENINA
Marina Owsjannikowa
So wurde Marina Owsjannikowa bekannt. Für ihre Opposition gegen Wladimir Putins Regime zahlt sie einen hohen Preis.

Das Basmanny-Gericht in Moskau hat die Journalistin Marina Owsjannikowa wegen der Verbreitung von angeblichen Falschinformationen über die russischen Streitkräfte unter Hausarrest gestellt, berichtet die Plattform Mediazona. Owsjannikowa hatte sich am 15. Juli am Sofiyskaya-Damm vor dem Kreml aufgestellt, sie trug ein Transparent mit der Aufschrift: „Putin ist ein Mörder, seine Soldaten sind Faschisten. 352 Kinder starben. Wie viele Kinder müssen noch sterben, damit Sie aufhören?“

Zuvor war sie bereits zweimal mit einer Geldstrafe belegt worden – wegen eines Antikriegsposts auf Facebook und eines Kommentars zum Prozesstag gegen den Moskauer Oppositionspolitiker Ilja Jaschin.

Bekannt geworden war Owsjannikova im März, nach Beginn des russischen Kriegs gegen die Ukraine. Damals hatte die Redakteurin des Staatssenders Channel One (Kanal 1) während der Abendnachrichtensendung das Studio betreten und sich mit einem Plakat hinter die Moderatorin gestellt, auf dem stand: „Stoppt den Krieg! Glauben Sie der Propaganda nicht, sie belügen Sie hier.“ Die Moskauer Behörden verurteilten sie zu einer Geldstrafe.

Danach lebte Owsjannikowa einige Monate im Ausland. Sie arbeitete unter anderem für die Zeitung Welt und den gleichnamigen TV-Sender, was in russischen Oppositionskreisen kritisch wahrgenommen wurde. Nach wenigen Monaten kehrte Owsjannikowa nach Moskau zurück – laut russischen Internetquellen wegen ihrer Kinder: Der Ex-Ehemann der Journalistin, der Direktor des staatlichen Fernsehsenders RT, wolle das Sorgerecht für seine Tochter einklagen.

Nachdem ihr Haus in der Nähe von Moskau am 10. August durchsucht worden war, verhängte das Basmanny-Gericht nun Hausarrest bis zum 9. Oktober. Im Verlauf des weiteren Strafverfahrens droht der 44-Jährigen eine jahrelange Haftstrafe.

Auch Lehrerin Irina Gen verurteilt

Eine solche hat ein Gericht in Pensa gegen die 45-jährige Englischlehrerin Irina Gen verhängt, die ihre Schüler über den Krieg in der Ukraine informiert hatte: fünf Jahre Haft auf Bewährung wegen „Diskreditierung“ der russischen Armee und „Falschinformationen“ aufgrund von politischem Hass. Außerdem darf sie nicht mehr an staatlichen Schulen unterrichten.Gen hatte an der Schule der Olympischen Reserve unterrichtet, sie wurde gemäß Absatz „e“ von Teil 2 von Artikel 207.3 des Strafgesetzbuchs für schuldig befunden. Das ist eine Bestimmung, das die russischen Behörden nach dem Einmarsch in die Ukraine im März 2022 geändert haben und das nun Kriegskritiker bestraft. Den nach diesem Paragrafen Angeklagten droht eine Geldstrafe von drei bis fünf Millionen Rubel und eine Freiheitsstrafe von bis zu zehn Jahren.  PHK

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