Zu Beginn des Gesprächs bittet Michael Poulsen um Entschuldigung, da er das geplante Telefonat verschieben musste. Er musste seine Tochter von der Schule abholen, eine Verpflichtung, die ihm besonders am Herzen liegt, besonders kurz vor einer ausgedehnten Tour. Poulsen ist der Frontmann und Songwriter von Volbeat, der dänischen Rockband, die bisher zehn Nummer-eins-Hits landen konnte und weltweit mit 143 Gold- und Platinplatten ausgezeichnet wurde.
Die Band hat sich durch ihren einzigartigen Stil, der Elemente von Metal, Punk, Rock’n’Roll und Rockabilly vereint und Poulsens Gesang, der teilweise an Elvis Presley erinnert, eine eigene Nische in der Musikwelt geschaffen, die von Kritikern manchmal als „Elvis Metal“ bezeichnet wird. Nach einem Jahr Pause, währenddessen sich Poulsen seiner dritten Stimmbandoperation unterziehen musste, meldet sich die Band mit einem neuen Album „God of Angels Trust“ und einer umfangreichen Welttournee zurück, die sie auch für zehn Konzerte nach Deutschland führen wird.
WELT: Ist Volbeat Dänemarks größter Kulturexport seit Hans Christian Andersen?
Michael Poulsen: (lacht) Das ist ein Kompliment!
WELT: Fühlen Sie sich sehr mit Dänemark verbunden?
Poulsen: Absolut, ich bin durch und durch Däne und darauf sehr stolz. Obwohl wir oft in Amerika auf Tour sind, leben wir alle in kleinen, ländlichen Orten in Dänemark. Ich bin definitiv sehr dänisch.
WELT: Was bedeutet es typisch dänisch zu sein? Ist es „hygge“?
Poulsen: „Hygge“ ist schwer zu erklären. Es beinhaltet Gemütlichkeit und Sicherheit, das Zusammensein mit Freunden, ohne sich Sorgen machen zu müssen. Es kann auch einfach bedeuten, allein in einem Sessel zu sitzen und zu lesen. „Hygge“ ist ein Zustand des Wohlbefindens und der Zufriedenheit.
WELT: Dänen gelten als humorvoll. Trifft das auch auf Sie zu?
Poulsen: Ja, wir Dänen haben generell einen guten Sinn für Humor, sind sehr sarkastisch und können auch über uns selbst lachen. Ich finde, Lachen ist eine gesunde Lebensweise.
WELT: Hat Hans Christian Andersen die Welt ein bisschen dänischer gemacht?
Poulsen: Ja, definitiv. Ich bin mit seinen Geschichten aufgewachsen und sie haben mich geprägt. Auch meine Kinder wachsen damit auf. Was Volbeat angeht, so sind wir stolz auf unseren Beitrag zur Musik, auch wenn wir nie so berühmt sein werden wie Andersen.
WELT: Was würden Sie für eine bessere Welt eintauschen?
Poulsen: Ich würde all meine Auszeichnungen für eine bessere Welt eintauschen. Die Erinnerungen behalte ich, die Trophäen sind letztlich nicht so viel wert.
WELT: Leben Sie sehr zurückgezogen?
Poulsen: Zu Hause versuche ich, ein normales Leben zu führen. Meine Auszeichnungen sind im Keller verstaut. Ich möchte nicht, dass mein familiäres Umfeld dadurch beeinflusst wird.
WELT: Sie sind gerade 50 geworden. Hat das Ihre Sichtweise verändert?
Poulsen: Es hat mich mehr darauf fokussiert, gesund zu bleiben und gute Entscheidungen für meine Familie und mich zu treffen. Das Alter schreckt mich nicht, eher die schnell vergehende Zeit.
WELT: Fühlen Sie sich durch das viele Reisen eingeschränkt?
Poulsen: Tourneen können anstrengend sein, vor allem wegen der vielen verlorenen Zeit. Wenn ich aufhöre, dann wegen der Zeit, die ich lieber mit meiner Familie verbringen möchte.
WELT: Nehmen Sie Ihre Familie manchmal mit auf Tour?
Poulsen: Ja, manchmal kommen sie mit. Es ist ihnen wichtig zu verstehen, was ich mache, und es stärkt unser Familienleben.
WELT: Was möchten Sie Ihren Kindern über die Welt vermitteln?
Poulsen: Ich versuche, ihnen eine realistische, aber hoffnungsvolle Sicht zu vermitteln. Es ist wichtig, dass sie verstehen, dass es nicht nur gute Menschen gibt, aber dass wir trotzdem Verantwortung übernehmen und respektvoll handeln sollen.
Zur Person:
Michael Poulsen wurde am 1. April 1975 in Slagelse, etwa eine Stunde von Kopenhagen entfernt, geboren. Seine Bewunderung für Elvis Presley ist nicht nur in seinem Gesang spürbar. Er heiratete seine erste Frau Lina in Graceland, dem ehemaligen Anwesen von Elvis in Memphis (die Ehe wurde 2015 geschieden). Seit 2022 ist er mit Jeanet verheiratet, der Mutter seiner beiden Kinder. 2009 erlitt er einen Kollaps nach einer verschleppten Grippe, kurz darauf wurde bei ihm ein Burn-out diagnostiziert. Poulsen ist Gründungsmitglied von Volbeat. Die Band veröffentlichte neun Alben, die letzten vier erreichten in Deutschland jeweils Platz eins der Charts. Live zu sehen sind Volbeat in verschiedenen deutschen Städten.
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Jonas Feldmann ist ein erfahrener Journalist mit Schwerpunkt auf Wirtschafts– und Finanzthemen. Seine Analysen und Hintergrundberichte bieten tiefgehende Einblicke in die deutsche und internationale Wirtschaft.