Mittwochabend in Berlin-Reinickendorf
Es ist Mittwochabend in Berlin-Reinickendorf, und der neu eröffnete „Fuchsbau“, eine moderne Dreifeldsporthalle, zeigt sich äußerlich schlicht und zweckmäßig. Einzig die große Eingangstür bereitet Probleme und wird notdürftig mit einem Stuhl als Türstopper offengehalten. Typisch Berlin!
In der Halle herrscht reges Treiben. Die ersten Sportlerinnen und Sportler kommen an, schleppen ihre Taschen herein und bereiten die Tischtennisplatten vor. Das Geräusch der Rollen auf dem Boden, das Spannen der Netze und das gelegentliche Quietschen von Sportschuhen erfüllen den Raum. Unter dem kühlen Licht der Neonröhren, das wenig verbirgt, finden Begrüßungen statt – manche zögerlich, andere strahlend wie bei einem Treffen alter Freunde. Es ist Zeit für Pingpong, und das Spiel steht jetzt im Mittelpunkt.
Ein besonderes Team
Unsere Gruppe besteht aus 20 Personen, die alle mit Parkinson diagnostiziert wurden. Diese Krankheit wird oft mit zitternden Händen älterer Menschen assoziiert, nicht jedoch mit sportlich aktiven Menschen zwischen 40 und 60 Jahren, die ihre Schläger schwingen. Trotz der Krankheit ist die Atmosphäre nicht von Resignation geprägt, sondern von einer ruhigen Entschlossenheit und Energie, die aus der Gemeinschaft erwächst. Es geht um Bewegung, Konzentration und auch um Freude.
PingPongParkinson, kurz PPP, ist ein globales Netzwerk, das 2017 von dem Musiker Nenad Bach in New York ins Leben gerufen wurde. Der deutsche Ableger wurde 2020 von zwei Betroffenen ins Leben gerufen. Die von Bach initiierte Bewegung hat seine Parkinson-Symptome durch das Tischtennisspielen deutlich verbessert, eine Erfahrung, die auch wissenschaftlich bestätigt wird. Pingpong fördert demnach Motorik, Gleichgewicht und kognitive Fähigkeiten und stimuliert die Dopaminproduktion, was bei Parkinson besonders wichtig ist.
Training in Reinickendorf
In Deutschland gibt es über 200 PPP-Trainingsgruppen, darunter 18 in Berlin. Die Gruppe in Reinickendorf wurde 2023 von Wolfgang Hoelscher-Obermaier in Zusammenarbeit mit dem Turn- und Sportverein Füchse ins Leben gerufen. Das wöchentliche Training wird von der Tischtennisabteilung angeboten und beginnt stets mit einem Aufwärmprogramm unter Leitung von Trainerin Nora Pastor, das alle Teilnehmer aktiv einbezieht.
Die Vielfalt der Krankheitsstadien wird während des Aufwärmens deutlich, wenn die unterschiedlichen körperlichen Reaktionen auf die Übungen sichtbar werden. Trotz der individuellen Herausforderungen bewegt sich die Gruppe gemeinsam.
Nach dem Aufwärmen wird gemeinsam gesungen, heute zum Geburtstag von Michael Busch. Trotz der Parkinson-typischen Sprachschwierigkeiten ist die Stimmung herzlich. Während des Spiels erlebt Busch eine Off-Phase, in der er sich ruhig hinsetzt und wartet, bis die Medikamente wieder wirken. Er nutzt diese Zeit für eine Yoga-Pose und spricht darüber, wie er durch die Krankheit auch Positives gewonnen hat, wie eine neue Gelassenheit und eine bewusstere Lebensweise.
Neue Perspektiven durch Parkinson
Die Gruppe bietet auch Raum für neue Mitglieder wie Nadja Wiesner, die sich nach ihrer Diagnose zurückgezogen hatte. Durch die Ermutigung von Bernd Seyerlein, einem der Gründer, nimmt sie nun teil und erlebt die unterstützende Gemeinschaft.
Das Training endet mit Gesprächen und gemeinsamen Dehnen. Viele teilen ihre Erfahrungen mit der Krankheit und wie sie lernen, damit umzugehen. Marcus Heithecker reflektiert über die Demut und die paradoxen Aspekte der Krankheit, die ihm trotz der Herausforderungen auch ermöglicht, bewusster zu leben.
So endet der Abend im „Fuchsbau“, wo das Klackern der Bälle nachlässt und die Teilnehmer nach und nach die Halle verlassen, bereichert um die Erfahrung der Gemeinschaft und gestärkt durch das gemeinsame Spiel.
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Jonas Feldmann ist ein erfahrener Journalist mit Schwerpunkt auf Wirtschafts– und Finanzthemen. Seine Analysen und Hintergrundberichte bieten tiefgehende Einblicke in die deutsche und internationale Wirtschaft.