Ein letzter Blick und die Schere greift
„Sind Sie sich ganz sicher?“, erkundigt sich der Friseur noch einmal, während er die langen Haare aus dem Gesicht seiner Kundin streicht. „Absolut!“, kommt die entschiedene Antwort. Wenige Augenblicke später sind die üppigen Haare um mehr als die Hälfte reduziert. Der Pony ist extrem kurz, doch die Kundin strahlt: „Genau so wollte ich es haben.“ Man könnte meinen, solch mutige Kundinnen findet man nur bei avantgardistischen Naturfriseuren, doch in diesem Fall spielt die Szene im Rom der 1950er Jahre und stammt aus einem Film, der Audrey Hepburn als weltweite Stilikone etablierte: 1953 in „Ein Herz und eine Krone“, wo sie nach besagter Friseurszene mit einem sehr kurzen Pony zu sehen ist. Dieser Look ging als stilistisch unproblematisch in die Annalen der Mode- und Filmgeschichte ein. Acht Jahre später komplettierte ein kurzer Pony die ikonische Hochsteckfrisur von Hepburns Figur Holly Golightly in „Frühstück bei Tiffany“.
Das Comeback des kurzen Ponys
Heutzutage sieht man den kurzen Pony wieder häufig bei glamourösen Events. Katy Perry zum Beispiel trug ihn Anfang März auf der „Vanity Fair“-Party nach den Oscars. Die 40-Jährige ist bekannt für ihre Experimentierfreude mit „Micro Bangs“, wie der bis zur Stirnmitte reichende kurze Pony heutzutage genannt wird. Schon 2012 präsentierte sie sich mit einem türkisblau gefärbten Mikro-Pony, und über die Jahre hat sie diese Frisur in verschiedenen Varianten getragen, zuletzt 2023 als Jurorin bei „American Idol“.
Auf derselben Oscar-Party zog Miley Cyrus mit ähnlich kurzen Ponyfransen die Blicke auf sich. Ihr Look löste auf Social Media gemischte Reaktionen aus: Einige fragten, ob sie oder ein Kind den Pony geschnitten hätte; andere spekulierten, sie habe sich bewusst so frisiert, um Aufmerksamkeit zu erregen. Eine Expertin warnte in der „Daily Mail“, dass „Micro Bangs“ selten schmeichelhaft seien und zudem anspruchsvoll im Styling.
Problem-Pony oder modisches Statement?
Der Begriff „Problem-Pony“, der durch das Internet und reale Gespräche geistert, bezieht sich weniger auf die Pflege dieser Frisur als vielmehr auf die vermutete Weltanschauung der Trägerinnen: oft als links und latent frustriert beschrieben, im Widerstand gegen patriarchalische und kapitalistische Schönheitsideale. Diese Frauen tragen ihre Frisur wie einen „ideologischen Helm“, schrieb meine Kollegin Maria-Antonia Gerstmeyer in der WELT.
Doch Persönlichkeiten wie Katy Perry, die mit Jeff Bezos und dessen Verlobter Lauren Sánchez befreundet ist und Pläne für einen Weltraumflug schmiedet, oder Miley Cyrus, die als Demokratin und Trump-Kritikerin bekannt ist, passen nicht unbedingt ins Bild der antikapitalistischen Aktivistin. Auch Topmodel Cara Delevingne, Pop-Ikone Lady Gaga und Schauspielerin Zoë Kravitz, die kürzlich mit einem extrem kurzen Pony gesehen wurden, wirken eher glamourös als aktivistisch.
Ein transatlantischer Trend?
In den USA prägte sich vor etwa zehn Jahren der Begriff „TERF bangs“ für radikale Feministinnen, die Transfrauen nicht als Frauen anerkennen. Der Ausdruck wurde so populär, dass 2018 auf Twitter kommentiert wurde, Emma Watson hätte einen „TERF Pony“, nachdem sie diesen Look zeigte.
Magazine, die selten als Kritiker von Schönheitsidealen oder Kapitalismus gelten, feiern den „Micro Fringe“ oder „Baby Bangs“ jedoch regelmäßig als mutigen und trendigen Look – besonders, wenn Prominente ihn tragen. Je mehr man sich mit diesem Pony beschäftigt, desto deutlicher wird sein stilistisches Doppelleben: Einerseits als Zeichen gegen klassische Schönheitsideale, andererseits als mutiges Spiel mit diesen Idealen durch Hollywood- und Popstars.
Diese Kurzhaarfrisur bleibt also ein spannendes Feld in der Modewelt, das sowohl im Alltag als auch auf den Laufstegen immer wieder für Diskussionen und Bewunderung sorgt.
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Jonas Feldmann ist ein erfahrener Journalist mit Schwerpunkt auf Wirtschafts– und Finanzthemen. Seine Analysen und Hintergrundberichte bieten tiefgehende Einblicke in die deutsche und internationale Wirtschaft.