Putins Fixierung auf die Ukraine
Peter Dickinson: The world cannot ignore Putin’s Ukraine obsession, Atlantic Council, 13.7.2021
Putins Essay über die historische Einheit von Russen und Ukrainern enthalte nichts völlig Neues, schreibt Peter Dickinson, Verantwortlicher für den UkraineAlert Service des Atlantic Council. Aber es sei ein „wichtiges offizielles Dokument über die vielen Mythen und Verschwörungstheorien, die lange Zeit Putins Fixierung auf die Ukraine angeheizt haben“.
Es zeige auch, dass er seine fortwährende Aggressionskampagne gegen die Ukraine als historische Mission und ehrenwerte Streitsache betrachte. „Der Artikel des russischen Führers liest sich wie eine Rechtfertigung für einen noch größeren Krieg.“
Putin: Ukraine gehört zu Russland
In seinem weitschweifigen Text erkläre Putin die Ukraine als „Geistesprodukt der Sowjetära, das größtenteils auf Kosten von russischem Land entstanden“ sei. Die heutige Ukraine sei ein westliches Projekt, geschaffen, um Russland zu unterminieren. Putins beunruhigendste Aussage sei die, dass „eine wahre ukrainische Souveränität nur in Partnerschaft mit Russland möglich ist“.
Er nennt Putins Worte „historisch ungebildete Behauptungen“. Das aber, so Dickinson, „wäre eine tödliche Täuschung“.
Putin betrachte Ukraines „potenzielles Überlaufen zum Westen“ als „nächste Etappe eines russischen Rückzugs, der vor Jahrzehnten mit dem Fall der Berliner Mauer und dem Zerfall der Sowjetunion begann“. Das alles habe Putin in den späten 1980ern als Augenzeuge erlebt und als „Demütigung“ empfunden.
Das wiederum beeinflusse teilweise seine Entscheidungen bezüglich der Beziehungen zur Ukraine. Seit 2004 verfolge ihn der Gedanke, eine prodemokratische Welle dort könnte sein autoritäres System endgültig zerstören. Das erklärt für Dickinson die „drastischen Maßnahmen“ 2014, den Befehl zur „Invasion der Krim und der östlichen Ukraine“. Putin sei überzeugt, „dass das Entstehen einer genuin unabhängigen, demokratischen und westlich orientierten Ukraine eventuell eine existenzielle Herausforderung für Russland bedeuten könnte. Daran habe sich seither wenig geändert.
Solange die derzeitige Konfrontation bestehe, könne ein großer Krieg in Osteuropa nicht ausgeschlossen werden, so Dickinson. Das erinnere an die „Notwendigkeit für starke Botschaften der Abschreckung von westlichen Führern“. Der 24. August, 30. Jahrestag der ukrainischen Unabhängigkeit, sei der perfekte Tag, um klarzumachen, „dass die Ukrainer das Recht haben, ihre eigene Zukunft zu wählen“. PHK