Chinas Drahtseilakt in der Ukraine-Krise
Lily Kuo: China muss Russland stützen, ohne den Westen zu verärgern, Washington Post, 22.2.2022
Auf die schwierige diplomatische Aufgabe Chinas bezüglich der Ukraine-Krise weist die Washington Post hin. Das Blatt spricht von einem „Drahtseilakt“.
Einerseits anerkennt Peking „berechtigte Sicherheitsbedenken Russlands“. Chinesische Medien beurteilten die Krise als „eskalierend unter amerikanischer Provokation“. Andererseits seien für Peking mit Blick auf Hongkong, Tibet, Xinjiang und Taiwan die „Nichteinmischung und die Achtung der territorialen Integrität der Kern seiner Außenpolitik“. Außenminister Wang habe erklärt, dass „die Souveränität, Unabhängigkeit und territoriale Integrität jedes Lands respektiert und geschützt werden sollten“. Die Ukraine sei „keine Ausnahme“.
Eine russische Invasion der Ukraine zu unterstützen, würde die Beziehungen zum Westen verschlechtern. Andererseits dienen die aufkeimenden Beziehungen zu Moskau dazu, China gegenüber den USA zu stützten.
Peking sei deshalb bemüht, die Solidarität mit Russland aufrechtzuerhalten, ohne die Vereinigten Staaten und Europa weiter zu verärgern. Anders gesagt: China müsse Russland emotional und moralisch unterstützen, ohne die USA und EU auf die Zehen zu treten. PHK