Melnyks Abberufung kommt zur rechten Zeit
Oliver Maksan: Der Botschafter wäre eine Belastung für die Ukraine gewesen, Neue Zürcher Zeitung, 12.7.2022
Die Abberufung als ukrainischer Botschafter Andrij Melnyk in Berlin komme zur rechten Zeit, meint Oliver Maksan in der NZZ. Mit seinen Äußerungen zum ukrainischen NS-Kollaborateur Stepan Bandera habe Melnyk sich „aufs geschichtspolitische Glatteis begeben“ und untragbar gemacht. „Würde er länger bleiben, hätten seine Gegner leichtes Spiel, die ukrainische Sache zu diskreditieren.“ Er wäre „für die Sache seines Landes nur noch eine Belastung gewesen“. Aber: „Seine Verdienste um sein Land bleiben.“
Auch in Deutschland wäre Melnyk immer wieder mit seinen Aussagen zu Bandera konfrontiert worden, „aus dem Ankläger deutscher Bräsigkeit wäre ein Angeklagter geworden“. Melnyks Gegner links wie rechts hätten ein leichtes Spiel gehabt, die ukrainische Sache zu diskreditieren. „Wem von der israelischen Botschaft in Berlin Verharmlosung des Holocaust vorgeworfen wird, der kann nach den Maßstäben der deutschen Diskursgesellschaft nicht mehr unbefangen agieren“, schreibt Maksan. PHK