Außenpolitik: Die Härten der Welt sind nichts für Softies
Ulrike Franke (34) beklagt, ihre Generation verstehe nichts von Machtpolitik, DIE ZEIT, 13.1.2022
Ulrike Franke ist Politikberaterin beim European Council on Foreign Relations. Sie ist 33 Jahre jung und geht in der Wochenzeitung Die Zeit mit ihrer Generation hart ins Gericht: Die Millennials hätten „eine geradezu romantische Idee internationaler Beziehungen entwickelt“. Sie befürchte, „dass hier eine Generation die Macht übernimmt, die trotz guter Absichten auf die Herausforderungen der Außen- und Verteidigungspolitik schlecht vorbereitet ist“.
Ihre Generation tue sich schwer mit Machtpolitik, sie dächte nicht in Kategorien von Interessen und sähe nicht, dass „militärische Macht ein Element geopolitischer Macht“ sei.
Franke schreibt: „Mit großen Augen verfolgen wir die Lage an Europas östlichen Grenzen. Putins Politik erscheint uns aus der Zeit gefallen: Militärmanöver, Drohkulisse, territoriale Ansprüche. All das sollte es aus Sicht meiner Generation nicht mehr geben, es sollte nicht funktionieren. Entgegenzusetzen haben wir diesen Taktiken wenig.“
Deutschen Millennials sei Geopolitik fremd, sie lehnten Geopolitik ebenso ab wie Macht und Interessen sowie „dass militärische Macht ein Element geopolitischer Macht ist“. Deutsche Millennials neigten dazu, „internationale Politik aus einer wertebasierten, emotionsgeprägten Perspektive zu betrachten“.
Seit 1990 habe sich die Erwartung durchgesetzt, „die ganze Welt würde mit der Zeit so werden wie wir“. Das sei „Teil unserer weltanschaulichen DNA“ geworden.
Und dann kamen Machtpolitiker, die sich – bezüglich Ukraine Putin, auch Trump und China – nicht einverstanden zeigten mit der moralischen Überlegenheit der Millennials; sie wollten keine Kompromisse schließen und ließen sich nicht mehr von UN, Internationalen Gerichtshöfen und Sanktionen beeindrucken. Sich dagegen zu behaupten, darauf seien die Millennials schlecht vorbereitet.
Damit die nächste Generation in Deutschland und Europa in Frieden und Wohlstand leben könne, sei Voraussetzung: „Wir müssen die Geopolitik wieder erlernen.“ Konkret ginge es darum: Wie muss die Bundeswehr ausgestattet werden und wie wird sie als Abschreckungsmacht ernst genommen.
Welche Reaktion darauf erwartet Franke von ihrer Generation? „Ihr droht ein Realitätsschock.“ PHK