Andrej Kurkow: Die Ukraine erlesen

Welche Sachbücher über die Ukraine der PEN-Präsident des Lands empfiehlt, Berliner Zeitung, 26.7.2022

von KARENINA
Andrej Kurkow in der Berliner Zeitung über die Ukraine

Die russischen Schriftsteller, die kurz nach Kriegsbeginn am 4. März in der Literaturnaja Gaseta mit einem offenen Brief Putins Angriff auf die Ukraine befürworteten, existieren für Andrej Kurkow nicht mehr. Das sagte der Schriftsteller („Graue Bienen“, „Samson und Nadjeschda“, demnächst folgt „Die Vermessung des Krieges“), und PEN-Präsident der Ukraine im Interview mit der Berliner Zeitung. Sorokin, Schischkin und Jerofejew dagegen schon: „Solche kritischen Autoren akzeptiere ich.“

Kurkow wurde in Leningrad geboren, er lebt seit seiner Kindheit in der Ukraine; Kiew sei seine Stadt, er sei ein politischer Ukrainer“, sagt er, aber er schreibt auf Russisch. In Russland sind seine Bücher allerdings seit 2005 verboten, weil er sich in Zeitungsartikeln für die orange Revolution in der Ukraine eingesetzt hatte. Nach Russland reisen würde er jetzt nicht.

Dass viele europäische Intellektuelle Angst hätten, eines Tages an ihrer Grenze als nächstes Land Russland zu haben anstelle der Ukraine, kann Kurkow verstehen. Sie ahnten, „dass Putin nicht aufhören wird, wenn er jetzt erreicht, was er will. Die erhitzten Debatten zeigen, dass dieser Krieg ganz Europa betrifft, auch wenn er sich noch nur in unserem Land abspielt.“

Um die Ukraine und deren Geschichte zu verstehen, empfiehlt er die Lektüre der Sachbücher von Timothy Snyder, Anne Applebaum, Serhii Plokhy, Philippe Sands, von Karl Schlögel und Martin Pollack. „Deren Bücher zur ukrainischen Geschichte helfen zu verstehen, was heute passiert und welche Hintergründe die russische Aggression hat.“  PHK

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