Das Schweigen des Kremls
Die Ereignisse in Washington waren Putin keine Stellungnahme wert
Der Sturm auf das Kapitol in Washington am Nachmittag des 6. Januar, bei dem fünf Menschen ums Leben kamen und viele verletzt wurden, hat man in Moskau scheinbar so gut wie nicht bemerkt: Es gab weder eine Stellungnahme des Präsidenten Wladimir Putin noch eine Aussage seines Sprechers, Dmitri Peskow.
Eine Pressemitteilung kam am nächsten Tag lediglich aus dem russischen Außenministerium von der Leiterin der Abteilung für Information und Presse Maria Sacharowa. Sie hat die Ereignisse in der USA zur „internen Angelegenheit“ des Landes erklärt.
„Gleichzeitig weisen wir erneut darauf hin, dass das Wahlsystem in den Vereinigten Staaten archaisch ist. Es entspricht nicht den modernen demokratischen Standards und erschafft Möglichkeiten für zahlreiche Verstöße, die amerikanischen Medien sind zum Instrument des politischen Kampfes geworden“, so Sacharowa. Dies war, so die Sprecherin weiter, der Grund für die Spaltung der amerikanischen Gesellschaft.
Eine ähnliche Meinung vertritt auch der Vorsitzende des Ausschusses für internationale Angelegenheiten des Föderationsrates Konstantin Kossatschow. Im Gespräch mit Gazeta.ru kritisierte er die Art und Weise, wie der Wahlkampf in der USA organisiert wurde. Dieses Vorgehen hat, so Kossatschow, „das Image der Vereinigten Staaten als Führer der Demokratie, nicht nur verwischt, sondern auch verdorben, vernichtet".
Vom 6. auf den 7. Januar feierten die orthodoxen Christen in Russland Weihnachten, auch Präsident Putin. In einer Kirche aus dem 13. Jahrhundert, die auf einer kleinen Insel im Ilmensee steht, war er in der Nacht zum 7. Januar beim Gottesdienst. Die letzte Meldung mit Weihnachtsgrüßen auf der Internet-Seite des Präsidenten ist vom 7. Januar, bis zum 10. Januar dauern in Russland gesetzliche Feiertage.
Dazu der Kommentar von Johann Michael Möller: Die archaische Demokratie