Lukaschenkos Opfer: Russland, EU, Migranten
Michael Thumann: Auch Russland ist auf Alexander Lukaschenko reingefallen, ZEIT online, 12.11.2021
Putin steckt hinter dem Strom der Migranten, die in Belarus an der Grenze nach Europa stranden. So liest sich die Sache bisher in den meisten deutschen Medien. Nun betitelt Zeit online eine Kolumne von Michael Thumann so: „Auch Russland ist auf Alexander Lukaschenko reingefallen.“
Für Europa sei er ein „ungebildeter, schrulliger Bauer“ gewesen. Nun ziehe er Europa und Russland in eine tiefe Krise.
Auch die Menschen aus dem Nahen Osten seien auf Lukaschenko reingefallen. „Sie begreifen nicht, dass sie Opfer eines Verbrechers geworden sind, für den ihr Leben nichts zählt.“
Auch Russland gehöre zu den „von Lukaschenko Geleimten“. Nach anfänglicher Behauptung, damit nichts zu tun zu haben, binde Putin sein Land inzwischen „an einen erratischen Diktator, den er nicht vollständig kontrollieren kann. Und der ihn in eine Auseinandersetzung mit der EU treibt, in der Lukaschenko die Hauptperson ist. Bei der Steuerung der Krise an der Grenze hat der Diktator mit seinen Sicherheitskräften zumindest kurzfristig mehr Einfluss.“
Und die Europäer hätten Lukaschenko seit Jahren zu spät eingehegt. Die Antwort der EU auf Lukaschenkos Massenverhaftungen, Folter und Quälereien sei „oft zu spät, zu unentschieden, zu fisselig“ gewesen. Und nun zweifelten manche, „ob Belarus oder Polen mit seiner rigorosen (und teilweise europarechtswidrigen) Abschottung der Grenze schlimmer sei“. Dagegen sei notwendig, klar, schnell und einig gegen Lukaschenko vorzugehen. Nur so könne die EU diese Krise meistern. „Dabei kann man die Krisenverursacher und Brandbeschleuniger in Minsk und Moskau gar nicht oft genug beim Namen nennen.“ PHK