Nawalny unverzüglich freilassen

Die deutschen Mitglieder des Petersburger Dialogs sehen zivilgesellschaftliches Engagement akut gefährdet

von der KARENINA-Redaktion
Petersburger Dialog: Die beiden Vorsitzenden bei der letzten Hauptversammlung 2019 in Bonn (Foto: Imago/Future Image)

Die Versammlung der deutschen Mitglieder der deutsch-russischen Diskussionsplattform Petersburger Dialog hat das Gerichtsurteil gegen Alexej Nawalny verurteilt, es widerspreche rechtsstaatlichen Prinzipien. Sie fordere deshalb die russische Regierung dazu auf, "Alexej Nawalny wie auch alle inhaftierten friedlichen Demonstrant*innen unverzüglich freizulassen". Das meldete der Verein am 4. Februar auf seiner Homepage www.petersburger-dialog.de und seinem Onlineportal www.karenina.de. Die Versammlung, so heißt es, sehe „die Grundlagen zivilgesellschaftlichen Engagements in Russland akut gefährdet“.

Außerdem haben die Mitglieder einstimmig einer gemeinsamen deutsch-russischen Erklärung der Arbeitsgruppe Zivilgesellschaft zu den neuen Gesetzesinitiativen zur weiteren Verschärfung der NGO-Gesetzgebung zugestimmt. Auch diese Resolution meldet „Zweifel an der Möglichkeit einer fruchtbaren zwischengesellschaftlichen Zusammenarbeit“ an. Die Gesetzesvorhaben „widersprechen dem Geist der zwischengesellschaftlichen Zusammenarbeit und offenbaren ein tiefes Misstrauen gegenüber der Zivilgesellschaft und der ‚Volksdiplomatie‘.“ Der Vorsitzende des Petersburger Dialogs e. V., Ronald Pofalla, wurde beauftragt, mit der russischen Seite des Petersburger Dialogs hierüber in Gespräche einzutreten.

Der Petersburger Dialog ist ein bilaterales Gesprächsformat der Zivilgesellschaft, das sich gesellschaftlichen Zeitfragen und Fragen der deutsch-russischen Beziehungen widmen soll. Er wurde vor 20 Jahren (2001) von Wladimir Putin und Gerhard Schröder ins Leben gerufen. Deutscher Vorsitzender ist der ehemalige Bundesminister Ronald Pofalla, Vorstandsmitglied der Deutschen Bahn AG, auf russischer Seite präsidiert Wiktor Subkow, Aufsichtsratsvorsitzender von Gazprom.

 

Der Beschluss bezüglich Nawalny im Wortlaut

Das Urteil gegen Alexej Nawalny widerspricht rechtsstaatlichen Prinzipien. Es fußt auf einem Urteil, das der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte 2017 als „willkürlich“ und als Verstoß gegen das Recht auf ein faires Verfahren eingestuft hat. Russland hat sich als Mitgliedstaat des Europarats verpflichtet, die Europäische Menschenrechtskonvention einzuhalten und Entscheidungen des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte umzusetzen.

Angesichts des Urteils gegen Alexej Nawalny und der Verhaftung friedlicher Demonstrant*innen sieht die Mitgliederversammlung der deutschen Seite des Petersburger Dialogs die Grundlagen zivilgesellschaftlichen Engagements in Russland akut gefährdet. Die Mitgliederversammlung der deutschen Seite des Petersburger Dialogs fordert deshalb die russische Regierung dazu auf, Alexej Nawalny wie auch alle inhaftierten friedlichen Demonstrant*innen unverzüglich freizulassen.

Der Mitgliederversammlung der deutschen Seite des Petersburger Dialogs ist es ein Anliegen, mit der russischen Seite des Petersburger Dialogs dazu unverzüglich und auf allen Ebenen des Petersburger Dialogs gemeinsam ins Gespräch zu kommen.

 

Der Wortlaut der Erklärung der Arbeitsgruppe Zivilgesellschaft zu den NGO-Gesetzentwürfen

Mit großer Besorgnis haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Arbeitsgruppe Zivilgesellschaft des deutsch-russischen Forums Petersburger Dialog bei ihrer Sitzung am 3. Dezember 2020 auf eine Reihe von Gesetzesentwürfen reagiert, die im November 2020 in die Staatsduma der Russischen Föderation eingebracht worden sind.

Danach sollen Nichtregierungsorganisationen (NGOs), die von den russischen Behörden als „ausländische Agenten“ betrachtet werden, künftig unter anderem verpflichtet sein, das Justizministerium vorab über geplante Programme und ihre Aktivitäten zu unterrichten. Das Ministerium hat die Möglichkeit, die gemeldeten Aktivitäten zu verbieten, ohne dass die Voraussetzungen für ein solches Verbot festgelegt sind. Verstößt die betroffene Organisation gegen ein ausgesprochenes Verbot, kann das Justizministerium ihre Schließung betreiben.

Ein weiterer Gesetzentwurf sieht vor, auch Organisationen, die keine juristische Person gebildet haben, und physische Personen als „ausländische Agenten“ zu registrieren. Bei physischen Personen soll das erfolgen, wenn sie – unabhängig von ihrer Staatsbürgerschaft – finanzielle Mittel aus dem Ausland erhalten und sich an „politischen Aktivitäten“ auf dem Territorium Russlands beteiligen oder Informationen über militärische Aktivitäten Russlands sammeln. Solche „Agenten“ sollen keinen Zugang zum öffentlichen Dienst haben und verpflichtet sein, sich in von ihnen verfassten Briefen an Behörden selbst als „ausländische Agenten“ zu bezeichnen.

Dies träfe unter anderem auf Beschäftigte von NGOs zu, die bereits als „ausländische Agenten“ registriert sind. Medien, die ihre Stellungnahmen verbreiten, wären gehalten, sie in Veröffentlichungen als „ausländische Agenten“ zu bezeichnen.

Weitere Gesetzesvorhaben schränken die Demonstrationsfreiheit weiter ein und verbieten NGOs, die als „ausländische Agenten“ registriert sind, die Finanzierung von öffentlichen Aktionen. Beabsichtigte Neuregelungen des Bildungsgesetzes sollen eine strengere staatliche Aufsicht gewährleisten und zielen darauf, alle aufklärerischen Veranstaltungen erlaubnispflichtig zu machen.

Die Arbeitsgruppe Zivilgesellschaft, wie der gesamte Petersburger Dialog, bemüht sich um die Förderung der zwischengesellschaftlichen Zusammenarbeit Russlands und Deutschlands. Im vergangenen Jahr führte die Arbeitsgruppe trotz der Pandemie und der Verschlechterung der Beziehungen auf Regierungsebene einen intensiven Erfahrungsaustausch über die Mobilisierung von NGOs im Kampf gegen das Coronavirus durch, beschäftigte sich mit Problemen von Pflegefamilien, der Verbesserung der gesellschaftlichen Kontrolle im Gefängnissystem, der Ausbildung der Erinnerungskultur über den Sieg über den Nazismus usw.

Diese gemeinsame Arbeit hat unser Bewusstsein für die Wichtigkeit einer Vertiefung und Ausweitung der Zusammenarbeit zwischen den Strukturen der Zivilgesellschaften unserer Länder zur Stärkung gegenseitigen Vertrauens und der internationalen Sicherheit bekräftigt. Die Gesetzesvorhaben widersprechen dem Geist der zwischengesellschaftlichen Zusammenarbeit und offenbaren ein tiefes Misstrauen gegenüber der Zivilgesellschaft und der „Volksdiplomatie“. Sie rufen Zweifel an der Möglichkeit einer fruchtbaren zwischengesellschaftlichen Zusammenarbeit hervor.

Aus diesem Grund ruft die Arbeitsgruppe dazu auf, sie abzulehnen.

 

Пресс-релиз

В связи с Навальным и законами в отношении НПО:

«Петербургский диалог» видит угрозу для диалога гражданских обществ

(Берлин, 4 февраля 2021 г.)

 

Собрание германских участников российско-германской дискуссионной платформы Форум «Петербургский диалог» осудило приговор по делу Алексея Навального как противоречащий принципам правового государства. Навальный и все арестованные участники мирных демонстраций должны быть «немедленно освобождены». Об этом сообщается на информационном сайте объединения www.petersburger-dialog.de и на его онлайн-портале www.karenina.de.  «Собрание считает, что над основами деятельности гражданского общества в России нависла серьезная угроза», – говорится в сообщении.

Кроме того, участники единогласно приняли совместное заявление российско-германской рабочей группы «Гражданское общество» по новым законодательным инициативам, направленным на дальнейшее ужесточение законов по отношению к НПО. И эта резолюция выражает «сомнения относительно возможности плодотворного сотрудничества гражданских обществ». Законопроекты «противоречат духу сотрудничества между гражданскими обществами и обнажают глубокое недоверие по отношению к гражданскому обществу и „народной дипломатии“». Сопредседателю Форума «Петербургский диалог» Р. Пофалле поручено провести переговоры с российской стороной по этому поводу.

Форум «Петербургский диалог» представляет собой двусторонний дискуссионный формат гражданского общества для рассмотрения актуальных общественных проблем и вопросов российско-германских отношений. Он был учрежден 20 лет назад (в 2001 г.) Владимиром Путиным и Герхардом Шрёдером. Председателями его являются: с германской стороны бывший федеральный министр Рональд Пофалла, член правления «Дойче Бан АГ», с российской – Виктор Зубков, председатель наблюдательного совета «Газпрома».

 

Формулировка решения относительно Навального

Приговор Алексею Навальному противоречит принципам правового государства. Он основывается на приговоре, который Европейский суд по правам человека в 2017 г. классифицировал как «произвол» и как нарушение права на производство с соблюдением процессуальных норм. Как страна-член Совета Европы Россия обязалась соблюдать Европейскую конвенцию по правам человека и воплощать в жизнь решения Европейского суда по правам человека.

Перед лицом приговора Алексею Навальному и арестов мирных демонстрантов собрание германских участников Форума «Петербургский диалог» считает, что над основами деятельности гражданского общества в России нависла серьезная угроза. Поэтому собрание германских участников Форума «Петербургский диалог» обращается к правительству России с требованием немедленного освобождения Алексея Навального, а также всех арестованных участников мирных демонстраций.

Собрание германских участников Форума «Петербургский диалог» стремится незамедлительно и на всех уровнях «Петербургского диалога» обсудить этот вопрос совместно с российской стороной Форума «Петербургский диалог».

 

Формулировка обращения участников Рабочей группы «Гражданское общество» по поводу законодательных инициатив

На заседании, проведенном 3 декабря 2020 года, участники Рабочей группы «Гражданское общество» российско-германского Форума «Петербургский диалог» выразили глубокую обеспокоенность рядом законопроектов, внесенных на рассмотрение Государственной Думы Российской Федерации в ноябре 2020 года.

Согласно внесенным законопроектам, некоммерческие организации (НКО), признанные российскими властями «выполняющими функции иностранного агента», будут обязаны, помимо прочего, заранее уведомлять Министерство юстиции о запланированных программах и о своей деятельности. Министерство имеет право запретить запланированные мероприятия, однако критерии для запрета в законопроекте не определены. Если организация проигнорирует наложенный запрет, то Министерство юстиции сможет запустить процесс ее ликвидации.

Законопроект также предполагает, что в качестве «иностранных агентов» должны быть зарегистрированы организации, работающие без образования юридического лица, и физические лица. Физические лица должны быть объявлены «иностранными агентами» в том случае, если они, независимо от их гражданства, получают финансовые средства из-за рубежа и участвуют в «политической деятельности» на территории России или собирают сведения о военной деятельности России. Такие «агенты» не должны назначаться на должности в государственных органах и обязаны обозначать себя как «иностранные агенты» в корреспонденции с органами власти. Это относится в том числе к сотрудникам тех НКО, которые уже зарегистрированы как «иностранные агенты». СМИ, освещающие деятельность таких НКО, будут обязаны отмечать в публикациях, что речь идет об «иностранных агентах». Один из внесённых законопроектов еще больше ограничивает свободу демонстраций и запрещает НКО, зарегистрированным в качестве «иностранных агентов», финансировать публичные мероприятия. Предлагаемые поправки в закон об образовании должны обеспечить более строгий государственный контроль над просветительскими мероприятиями и направлены на то, чтобы сделать их проведение возможным только при наличии специального разрешения.

Деятельность Рабочей группы «Гражданское общество», как и «Петербургского диалога» в целом, направлена на стимулирование межобщественного сотрудничества России и Германии. В последний год, несмотря на пандемию и ухудшение отношений на правительственном уровне, Рабочая группа вела интенсивный обмен опытом мобилизации неправительственных организаций на борьбу с коронавирусом, занималась проблемами приемных семей, совершенствованием общественного контроля в тюремной системе, формированием культуры памяти о победе над нацизмом, и т. д. Эта совместная работа укрепила нашу уверенность в необходимости углубления и расширения сотрудничества между структурами гражданского общества наших стран ради укрепления взаимного доверия и международной безопасности. Данные законопроекты противоречат духу межобщественного сотрудничества и являются проявлением глубокого недоверия к гражданскому обществу и народной дипломатии. Они порождают сомнения в возможности плодотворного межобщественного сотрудничества. Вот почему Рабочая группа призывает их отклонить.

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